Zecken, die Gefahr im Gras
Ein unsympathischer Hauptdarsteller und viele LandFrauen
Obwohl der Hauptdarsteller des Abends ein ausgesprochen unsympathischer Zeitgenosse war, hatten sich so viele LandFrauen und Gäste zur Vortragsveranstaltung „Zecken, die Gefahr im Gras“ im Gasthaus Homberg in Strücken eingefunden, dass die Plätze nicht ausreichten und Stühle zugestellt werden mussten. Das freute nicht nur Vereinschefin Astrid Dohme-Rügge, sondern auch den Referenten Dr. Andreas Beißner, Inhaber der Löwen Apotheke in Hessisch Oldendorf. Schnell hatte er mit seiner interessanten Beschreibung des blutsaugenden Spinnentieres die Zuhörerinnen ganz auf seiner Seite. Von den über 800 verschiedenen Zeckenarten, die die Welt bevölkern, sind etwa zwei Dutzend in Deutschland zuhause und cirka neun Prozent davon stellt der „Gemeine Holzbock“. Zecken haben keine Augen, keine Ohren, kein Ausscheidungsorgan und ihr Riechorgan ist in den Vorderbeinen platziert. Der Überträger diverser gefährlicher Erkrankungen durchläuft während seines zwei- bis dreijährigen Lebenszyklus mit jeder Blutmahlzeit insgesamt drei Wachstumsstadien. Die Größe der Wirte steht dabei im direkten Verhältnis zur Größe des Insektes. Zecken leben im Wald in Unterholz und Gebüsch, auf Wiesen und auch im heimischen Garten im Gras. Die Mär, dass sie sich von Bäumen auf ihr Opfer fallen lassen, entspricht nicht der Wirklichkeit. Nur wenige natürliche Feinde können den Zecken gefährlich werden. Einzig kalte Winter mit Temperaturen unter Minus 20 Grad machen dem gefährlichen Krabbeltier den Garaus. Ein 40-Grad-Durchgang mit voller Schleuderleistung in der Waschmaschine beeindruckt die Zecke ebenso wenig, wie drei Tage unter Wasser oder ein mehrstündiger Aufenthalt im Gefrierschrank. Erst eine Reise im Wäschetrockner bei 60 Grad oder eine Rast in der Tiefkühltruhe sind todbringend. Aktiv wird die Zecke mit steigenden Temperaturen und gern auch hoher Luftfeuchtigkeit. Sie ist dann immer noch kein Fan großer Geschwindigkeiten, erreicht jedoch als Lauerer durch beständige Hartnäckigkeit ihr Ziel. Von den 50 weltweit durch Zecken übertragenen Krankheiten, sind bei uns nur sehr wenige relevant. Dazu gehören die Frühsommermeningitis, die zwar nur in bestimmten, sich mittlerweile jedoch ausbreitenden Risikogebieten auftritt und die Lyme-Borreliose, die die Zecken überall im Gepäck haben. FSME ist eine Viruserkrankung, die über den Speichel der Zecke sofort mit dem Stich übertragen wird. Zu den resultierenden Erkrankungen gehören zum Beispiel Hirnhautentzündung oder aber schwerwiegendere Gehirn- und Rückenmarksentzündungen. Einzig wirksamer Schutz ist eine Schutzimpfung. Lyme-Borreliose tritt je nach Stadium mit unterschiedlichen Symptomen auf. Erstes sicheres Zeichen ist die sogenannte Wanderröte, eine fließende Rötung rund um den Stich. Mit einer sofortigen Antibiotika-Therapie kann dann Schlimmeres verhindert werden. Wer sich vor den hässlichen Blutsaugern schützen möchte, sollte auf geschlossene helle Kleidung mit langen Ärmeln und Beinen zurückgreifen und sich nach einer Tour durch Unterholz, einem Wiesenspaziergang oder einem Picknick im Grünen gründlich absuchen. Insektenabweisende Mittel zum Aufsprühen oder Cremen helfen nur bedingt – je nachdem wie hungrig der Minivampir daherkommt. Mit vielen Bildern, zahlreichen interessanten Fakten und auch so manchem humorigen Aspekt zeichnete der Hessisch Oldendorfer Apotheker ein informatives Bild dieses seltsamen und doch so effektiven Blutsaugers und ging auf die vielen Fragen seiner Zuhörerinnen ein. Dass sich die LandFrauen nun nicht mehr in ihren Garten trauen, ist wohl nicht anzunehmen. Sehr wohl wird aber so manche Naturfreundin eine blühende Wiese oder eine Farnkrautplantage im Wald mit anderen Augen sehen.

Dankeschön für einen wissenswerten Vortrag