Noch sah ich meinen Weg nicht klar
“Noch sah ich meinen Weg nicht klar, wusste noch nicht, wie ich verwirklichen sollte, was sich in meinen Gedanken bewegte, aber ich fühlte, dass das Ziel meines Lebens hinfort sein werde, an der Emanzipation der Frauen von den engen Grenzen, welche die Gesellschaft ihrer Entwicklung gesteckt hat, und von den Kleinlichkeiten und der Unwissenheit, welche die Folgen davon waren, arbeiten zu helfen.” Das schrieb die Schriftstellerin und Frauenrechtlerin Malwida von Meysenbug, 1905
Sie wurde am 28. Oktober 1816 in Kassel als Tochter eines kurfürstlichen Kabinettsrats geboren. Durch einen Hauslehrer wurde sie unterrichtet. In Hamburg besuchte sie die “Hochschule für das weibliche Geschlecht”. Bald arbeitete sie selbst an der Schule, die allerdings 1852 bereits geschlossen wurde.
Verfolgungen durch die preussische Geheimpolizei führten sie nach England . Bei dem russischen Sozialreformers und Schriftstellers Alexander Herzen fand sie eine Lebensaufgabe als Erzieherin von dessen Töchtern.
Mit dem jüngeren Ziehkind, Olga Herzen, reiste Meysenbug später zurück auf den Kontinent, zunächst nach Frankreich, dann in ihre künftige Wahlheimat Italien. Malwida von Meysenbug gehörte zum engeren Freundeskreis um Richard Wagner, lernte Friedrich Nietzsche kennen, organisierte den gemeinsamen Aufenthalt in einer malerischen Villa in Sorrent und sorgte für das leibliche und geistige Wohl ihrer “Ziehsöhne” (Nietzsche hatte gleich noch zwei Freunde, Paul Ree und Albert Brenner, nach Italien mitgebracht). Die intellektuelle Idealgemeinschaft löste sich, zu Meysenbugs Kummer, nach einem halben Jahr wieder auf.
In Rom führte sie eine Art “Salon”, wo bildungshungrige junge Menschen, vor allem auch Frauen, aus aller Welt ein- und ausgingen.
Die Kasseler Heinrich-Schütz-Schule trug zwischen 1930 und 1940 ihren Namen, bis die Nationalsozialisten, für deren Ideologie Malwida von Meysenbug als emanzipierte und demokratisch gesinnte Frau untragbar war, die Schule umbenannten.
In der Freundschaft und der Liebe ist es wohl wie in der Kunst. Es muß Geheimnis da sein.