Fahrt ins Alte Land
Am Dienstag, den 8. Mai, machten sich 46 Sachsenhäger Landfrauen, zeitig in der Frühe, auf ins Alte Land. Im Bus, über die Autobahn, bis zum Maschener Kreuz und dann in Richtung Stade. In Lühe wurden wir von unserer Gästeführerin erwartet.
Die Hollerkolonisation begann zu Beginn des zwölften Jahrhunderts mit einem Vertrag zwischen dem Erzbischof von Bremen und holländischen Deichbauern, um das südwestlich von Hamburg gelegene Sumpfgebiet im alten Urstromtal der Elbe trocken zu legen. Dort, wo sich in endlosen langen Reihen auf 170 Quadratkilometer Fläche die gestutzten Apfel- und Kirschbäume entlangziehen, befand sich einst nichts als Morast und Sumpf.
Die enorme Leistung der holländischen Wasserbauer, dieses unterhalb des Meerwasserspiegels gelegene Marschland trockenzulegen und fruchtbar zu machen, ist bis heute im Alten Land sichtbar. Neben drei kleinen Seitenarmen der Elbe –Schwinge, Lühe und Este- durchzieht ein weitverzweigtes System von Entwässerungsgräben die Gegend.
Zehn Kirchen gibt es im Alten Land, trutzige Backsteinbauten mit separat stehendem Glockenturm. Während des 17. und 18. Jahrhunderts wurden viele dieser Gotteshäuser barockisiert und Orgeln des berühmtesten Orgelbaumeister Nordeuropas, Arp Schnitger, eingebaut. So auch in der St. Martini et Nicolai Kirche, um 1685-87, in Steinkirchen.
Die Altländer Bauernhäuser, keine schnuckeligen Reetdachkaten, sondern Fachwerkpaläste, mit deren Eichen geschnitzten „Brauttüren“ und Kapitänshäuser, eine Pracht.
Nach dem gemeinsamen Essen in Stade fuhren wir nach Jork, um uns den Herzapfelhof der Familie Lühs anzusehen. Dort wurden wir vom Sohn des Hauses, Rolf Lühs, mit einem Apfelsaft begrüßt.
Die Geschichte des Hofes geht bis ins 18. Jahrhundert zurück. Aus dem ehemals kleinen, landwirtschaftlich geführten Hof entstand in den letzten Jahrzehnten ein großer Obstbaubetrieb. Dieser wird biologisch-dynamisch (Demeter) geführt. In den achtziger Jahren des letzten Jahrhunderts entstand die Idee, mit einer Klebe-Schablone das bekannte Herzmotiv auf dem Apfel abzubilden.
Gleich neben dem Café beginnt der Obstbaubetrieb. Riesige Holzkisten, in denen im Herbst die Äpfel gelagert werden, stehen auf dem Hof. Die Scheunen mit den gekühlten Lagerkammern, in denen die Äpfel bei Sauerstoffentzug und Stickstoffzufuhr ein gutes Jahr frisch gehalten werden können. Dahinter beginnen die Apfelplantagen.
Herr Lühs erläuterte den Rhythmus eines Apfeljahres. Im Frühjahr schützen die Altländer Obstbauern ihre Bäume mit Sprinkleranlagen. Droht Frost, so werden die zarten Blütenknospen mit Wasser besprüht und durch die dann entstehende Eisschicht vor dem Erfrieren geschützt. Seit Jahrhunderten wird der Boden entwässert und kultiviert, werden Obstbäume beschnitten, bis heute von Hand abgeerntet und nach fünfundzwanzig bis dreißig Jahren neu gepflanzt. Im Frühjahr kommen die Imker mit ihren Bienenvölkern, im Herbst die Erntehelfer, und im Winter können Sturmfluten die Bäume jederzeit beschädigen. Dann gibt es auch verschiedene Schädlinge, diese gilt es mit Lockstoffen zu Verbrähmen.
Danach hatten wir uns einen Kaffee verdient, denn es galt diese Informationen zu verarbeiten.