In die heitre freie Bläue
In die unbegrenzte Weite
Will ich wandeln, will ich wallen
Nichts soll meine Schritte fesseln.
Leichte Bande sind mir Ketten
Und die Heimat wird zum Kerker.
Darum fort und fort ins Weite
Aus dem engen dumpfen Leben.“
Das schrieb Karoline von Günderrode, eine deutsche Dichterin der Romantik, die am 11. Februar 1780 in Karlsruhe geboren wurde. Sie studierte als Stiftsdame Philosophie, Geschichte, Literatur und Mythologie und entwickelte eine tiefe Sehnsucht nach einem erfüllten, selbstbestimmten Leben.
Karolines Dichtungen bringen den Konflikt zum Ausdruck, in dem sich eine liebende Frau damals befand, die zugleich ihre eigenen Ideen zu verwirklichen suchte; sie nehmen auch das Ende ihres hochgespannten Lebens vorweg.
Die enge Freundschaft zu der ebenfalls sehr wissensdurstigen Bettina von Arnim brach Karoline von Günderrode kurz vor ihrem Tod abrupt ab, da ihr Geliebter Friedrich Creuzer die Brentano-Familie nicht schätzte.
Als Karoline von Günderrode mit 24 Jahren unter dem Pseudonym „Tian“ ihr erstes Buch, Gedichte und Phantasien, veröffentlichte, schrieb Goethe an die Dichterin: „Diese Gedichte sind eine wirklich seltsame Erscheinung.“ Auch der zwei Jahre ältere Clemens Brentano war überrascht: „Ich kann es immer noch nicht verstehen, wie sie Ihr ernsthaftes poetisches Talent vor mir verbergen konnte.
„Ich habe keinen Sinn für weibliche Tugenden, für Weiberglückseligkeit“, bekannte sie mit einundzwanzig Jahren. „Nur das Wilde, Große, Glänzende gefällt mir. Es ist ein unseliges, aber unverbesserliches Mißverhältnis in meiner Seele; und es wird und muß so bleiben, denn ich bin ein Weib und habe Begierden wie ein Mann, ohne Männerkraft. Darum bin ich so wechselnd und uneins mit mir.“
Aus unglücklicher Liebe, aber auch belastet von dem unlösbaren Konflikt zwischen ihrem Freiheitsbedürfnis und der Frauenrolle der damaligen Zeit, erdolchte sie sich selbst am Flussufer in Winkel im Rheingau.