An der Nordseeküste – LandFrauen besuchen Nordfriesland
Schon einige Tage vor Abfahrt gingen die Whats-Apps hin und her und die LandFrauen begannen, sich sozusagen aktiv auf ihre Drei-Tagesfahrt zu freuen. In diesem Jahr waren wir mit 40 reiselustigen Damen aus Rinteln, Hessisch Oldendorf und umzu an der Nordsee. Sehr pünktlich war Achim Dube, unser Pilot, mit dem Mühlmeister-Bus vor Ort und nach der Gepäckverladung sanken einige Reisende mit den Worten „Jetzt hab ich Urlaub“ in die Polster. Zunächst ging es Richtung Dithmarschen. Dort besichtigten wir in Wesselburen das „Kohlosseum“, das in einer ehemaligen Zuckerrübenfabrik, die bis 1909 in Betrieb war, beheimatet ist. Die Führung durch die oberen Räume mit diversen alten Werkzeugen und Ackergeräten übernahm Martin Kehl. Er hatte viel aus seiner Heimat, besonders aus Wesselburen und der Geschichte des Kohlanbaus, der in der Ditmarscher Geest auf 60.000 Hektar betrieben wird, zu erzählen. Hier, in der Hochburg des Kohlanbaus werden jährlich 80 Millionen Kohlköpfe geerntet. Von den dafür erforderlichen Pflänzchen werden 60 Millionen direkt in der Nachbarschaft produziert und man stellt in allen Bereichen immer mehr auf Bio um. Die Pflanzung, Pflege, Ernte und Verarbeitung übernehmen Arbeiter aus Rumänien, die mit ihren Familien in Wesselburen leben. Viele interessante und auch einige sehr kostspielige Exponate dokumentierten eindrucksvoll Gestern und Heute. Eine Dame konnte sich ihren eigenen Strick drehen und ist mit den neu erworbenen Kenntnissen nunmehr befähigt, auf der Reeperbahn zu arbeiten. Wir erfuhren, dass der Meeresspiegel alle 100 Jahre um 25 cm ansteigt, wissen nun um die Bedeutung des Spruchs „etwas auf die hohe Kante legen“ und dass in Wesselburen eine Kohlregentin gewählt wird. Im Erdgeschoss nahm uns Hubert Nickels, Krautmeister und Lebensmitteltechniker, mit in seine „Versuchsküche“ und erläuterte uns sein Verfahren zur Milchsäure-Konservierung des gesunden Gemüses. Wer hätte gedacht, dass es 100 verschiedene Weißkohlsorten gibt. Was der Herr alles aus Kohl entwickelt hat, überzeugte uns alle und sicherlich haben die meisten ein kohlhaltiges Souvenir mit nach Hause genommen. Nach einer leckeren Kaffeepause ging es weiter nach Husum ins Hotel Osterkrug. Hier gab es nach dem Bezug der Zimmer ein gemeinsames Abendessen im Spiegelsaal und danach eine Führung durch dieses ausgesprochen hübsche Küstenstädtchen mit seinen 22.000 Einwohnern. Wir sahen den Tine-Brunnen, das Schloss vor dem im Frühling die bekannten Krokusse blühen, die vielen Storm-Stätten, die sich durch die ganze Innenstadt zogen, die klassizistische Kirche am Marktplatz, das neue Rathaus, dass einem Schiff nachempfunden ist, um an die Werft zu erinnern, die ehemals an dieser Stelle ihren Standort hatte. Wir bummelten bei bestem Wetter durch den Hafen und durch einige der vielen verträumten kleinen Straßen, die Husum so charmant machen und nahmen viele Infos zur Geschichte der Stadt mit, bevor wir uns noch auf einen „Absacker“ in eine der zahlreichen Gaststätten trafen. Anschließend ging es ab zum Hotel, denn am nächsten Morgen erwartete uns ein Ausflug zu den Halligen mit der MS Rungholt ab Schlüttsiel. Es war Nordseewetter mit richtig kaltem Wind und auch ein wenig Wellengang, aber trotzdem ließen es sich die meisten nicht nehmen, auf dem Oberdeck die Nase in die frische Brise zu halten. Kapitän Uwe Petersen erzählte viel über die Welt der Halligen und über die Nordsee. Und Matrose Jörg Andres warf für uns zweimal das Netz aus, in dem sich diverse kleine Seetiere fingen, von denen wir einige noch nie zu Gesicht bekommen hatten. Vor dem ersten Stopp auf Langeneß konnten wir tatsächlich Seehunde bestaunen. Die 10 Kilometer lange Hallig befuhren wir mit dem Hallig-Express von Frerk Jochensen, der hier neben seinem Transportunternehmen sechs Ferienwohnungen betreibt und für seine Gäste einen eigenen kleinen Laden eingerichtet hat. So ein Halligurlaub, darin waren wir uns einig, ist sicher nicht jedermanns Sache, aber viel ruhiger kann man wohl kaum Urlaub machen. Herr Jochensen und seine Frau brachten uns zum Tadsen-Hof, den die Tochter des Kapitäns noch bis zu ihrem 94. Lebensjahr selbst bewohnte, bevor sie sich wegen einer drohenden Sturmflut bei einer Nachbarin in Sicherheit bringen musste und hier, wohl auch vor Gram, verstarb. Sie vermachte das Kapitänshaus, das bis heute weitgehend im Originalzustand ist, der Gemeinde und so steht es für Führungen zur Verfügung. Die alte Friesentracht, die noch 15 Frauen auf Langeneß tragen, war ebenso zu sehen, wie die Delfter Kacheln mit biblischen Motiven, die der Kapitän von seinen Seereisen mitbrachte und die von seinem Wohlstand zeugten. Der Museumswart, der vor unserem Eintreffen noch schnell eine Runde Gras gemäht hatte, zeigte uns den gängigen Brennstoff aus Kuhdung, die eher beengten Bettstellen inklusive Aufstehhilfe für die ältere Generation und gab nützliche Tipps für die effektive Rache an einem untreuen Ehemann. Zur Mittagspause im Gasthaus Hilligenley gab es für die meisten zunächst ein wohlig-wärmendes Heißgetränk und lecker Gegrilltes mit diversen hausgemachten Salaten, bevor es weiterging nach Gröde, wo wir die schöne alte Hallig-Kirche besichtigen konnten. Dann ging es wieder Husum-wärts, wo der Abend nach eigenem Gusto gestaltet werden konnte. Nach einem zeitigen Frühstück mit Gepäckverladung fuhren wir am nächsten Morgen nach Friedrichstadt. Bei einer Grachtenfahrt bei herrlichem Sonnenschein sahen wir das Demonstrantenhaus, den alten Bahnhof, die Hebammenbrücke sowie den alten und den neuen Hafen und viele mehr. Nach einem Mittagsimbiss fuhren wir dann voller Eindrücke und Erlebnisse nach Hause. Das waren drei wunderschöne Tage, die unser Reiseteam da für uns kreiert hatte. Herzlichen Dank! Wenn man mit den LandFrauen drei Tage ausfährt, erlebt man so viel, wie anderswo in drei Wochen;)